ehrgeizig x charmant x überzeugend x wissbegierig x unermüdlich

Keira war schon immer gerne mittendrin, dort, wo sie sich in die Menge mischen und nach ganz vorne durchdrängeln konnte, wo sie gesehen wurde und die Masse ihr an den Lippen hing. Über ihre Schulzeit hinweg hat sie sich in so ziemlich alle Clubs, Vereine oder Komitees eingebracht, die Hogwarts zu bieten hatte, ist aufgegangen in Diskussionen über Koboldstein, Politik oder Modetrends für Hexen, und ihr deutliches Engagement und ihr Wissensdurst haben sie nicht nur zur Präsidentin, Vorstandsvorsitzenden oder Protokollantin so ziemlich jeder Vereinigung gemacht, sondern auch beliebt bei Lehrern und Mitschülern.

Mit ihrem Charme war es immer ein Leichtes für sie, die richtigen Leute in ein Gespräch zu verwickeln, ob sie interessante Informationen wollte oder nur das Sponsoring für das Zaubererschach-Team sicherstellen. Wer sich erst einmal mit ihr unterhält, weiß oft gar nicht, wie ihm geschieht, bevor sie ihn schon um den kleinen Finger gewickelt hat. Und wenn Keira in einer Sache richtig gut ist, dann darin, andere Leute nach ihren Zwecken zu beeinflussen. Sie kennt absolut jeden und jeder kennt sie. Wer nicht mit ihr befreundet sein wollte, hat hinter die Fassade gesehen und Keira für ihre aufgesetzt freundliche Art verachtet. Doch die breite Masse hat in ihr nie etwas anderes gesehen als das freundliche, engagierte, etwas hartnäckige Mädchen, das niemals schlecht drauf ist, das einfach jeder gern hat.

Doch Keira war es nie wichtig, stabile Freundschaften zu bilden, nicht mal so wirklich, dass die Leute sie wirklich aufrichtig mochten. Sie wollte vor allem den Ruf des beliebten Mädchens für sich beanspruchen, überall den Eindruck erwecken, dass jeder sie mochte. Und wer könnte das auch nicht? Nach außen betrachtet ist Keira immerhin jemand, mit dem absolut jeder gern befreundet wäre, zumindest bevor ihr Orbit sich weiterdreht und sie weiterrauscht zu anderen Leuten, einer anderen Gruppe, die sie für eine Weile mit ihrer Anwesenheit beehrt. Ihre Beziehungen zu ihren Mitmenschen waren niemals tief, aber darauf kommt es Keira auch nicht an. Eher im Gegenteil, sobald es dazu kommt, dass sie jemanden näher an sich heranlassen muss, kapselt sie sich ab.

Böse Zungen würden ja behaupten, dass Keira sich für nichts und niemanden interessiert außer sich selbst, doch das stimmt nicht. Ganz im Gegenteil, sie hat sogar einen ausgeprägten Wissensdurst. Ihre Interessen sind fast noch breiter gefächert als ihr Freundeskreis, aber sobald sie ihren Drang nach Wissen befriedigt hat, lässt sie das Thema fallen. Wenn sie sich allerdings etwas wirklich in den Kopf gesetzt hat, dann verfolgt sie ihr Ziel voller Ehrgeiz. Sie will die Beste sein, nicht für andere, sondern für ihre eigenen, unerreichbar hohen Maßstäbe. Sie will die Anerkennung und Aufmerksamkeit, um die sie in ihrer großen Patchworkfamilie immer besonders kämpfen musste.

Manche würden sagen, dass sie es geschafft hat. Immerhin leitet sie mittlerweile eines der wenigen magischen Hotels Großbritanniens. Nach dem Tod ihrer Schwiegermutter hat sie das Geschäft komplett übernommen, und nach vielen schlaflosen Nächten hat sie Fearnsby House komplett nach ihren Vorstellungen verändert. Heute, ein Jahr später, gehört sie zu Europas jüngsten erfolgreichen magischen Unternehmern, hat einen eingerahmten Zeitungsartikel über sich selbst im Schlafzimmer hängen und führt nebenbei noch eine tolle Ehe. Und doch, sie kämpft weiter um den Erfolg, denn was sie hat, ist ihr nicht genug. Und tief in sich weiß sie, nichts wird jemals genug sein, und sie wird niemals aufhören, den Kampf mit sich selbst zu kämpfen, den sie niemals gewinnen kann.